Nach einer stürmischen Nacht spielten die Kinder heute vergnügt im Garten. Sie waren zum 71. Geburtstag ihrer Oma Krista nach List auf Sylt gefahren. Die Enkelkinder Lisa, Uwe und Johann, die kleine Hündin Emilie und die Eltern Nicole und Daniel hatten viele Geschenke mitgebracht. Das prächtige Friesenhaus war seit eh und je im Familienbesitz und wenn es reden könnte, würde es einige interessante Geschichten erzählen.

Eine ganze Weile hatten sie alle die kleine Hündin Emilie nicht mehr gesehen. Als erstes fiel es Johann auf. Er begann zu rufen und fing an nach ihr zu suchen. Seine Geschwister bemerkten wenig später, dass nun beide fehlten. Also suchten auch sie. Die Eltern wurden ebenfalls hellhörig und langsam bewegten auch sie sich von der Terrasse und suchten die kleine Hündin und die nun verschollenen Kinder im Garten.

Die Kinder waren zusammen ums Haus gerannt und bemerkten eine Bewegung im Busch. Kleine Erdbrocken flogen durch die Luft, die kleine Hündin hatte wohl etwas gefunden und grub es gerade aus. Sie waren gespannt, was da wohl sein könnte.

Die Eltern und Oma Krista waren ebenfalls an dem Busch angekommen, als Uwe versuchte der kleinen, starken und dreckigen Hündin ihren Fund abzunehmen. Der Fund sah aus wie ein merkwürdig beschrifteter Teil einer Regenrinne, aber warum lag der im Boden? Hatte der Sturm ihn dort hin geweht?

“A.B.” prangte in sehr geschwungenen alten Buchstaben auf dem Stück Rohr. Es war eine lederne Hülle zu erkennen. Die Kinder waren verblüfft und entfernten den letzten Rest Erde. Dabei bemerkten sie, dass sich ein Ende drehen ließ. Alle standen staunend um das Fundstück herum und Daniel griff den Kindern unter die Arme und öffnete mit einer kleinen Kraftanstrengung das drehbare Ende. ”Wie bei meinem Gurkenglas” bemerkte seine Frau mit einem lieben Lächeln. “Was da wohl drinsteckt?”, fragte Lisa laut. Uwe vermutete einen Knochen, da Emilie ihren Fund nicht loslassen wollte. Tatsächlich lagen in diesem Rohr einige Papiere und ein weiterer Gegenstand mit ebweglichen Ringen und Buchstaben drauf. "Ein Cryptex" sagte Oma Krista. Daniel zog die Papiere vorsichtig heraus und stellte fest, dass ein Brief gesiegelt war und die anderen Papiere einen Stammbaum enthielten.

“Merkwürdig.”, sagte Krista, nachdem sie einen Blick auf das Stück Papier geworfen hatte. Sie merkte an, dass dies doch ein Teil der Familien-Ahnentafel sei. Sie brachten den Fund an den Kaffeetisch auf die Terrasse und studierten den Stammbaum ausgiebig.

Uwe fiel sofort der Name “Anne Bonny” auf. Dazu hatte er etwas gelesen. “Sie war eine berühmte Piratin.”, stellte er fest und holte schnell sein Lieblingsbuch aus seinem Zimmer, war dann aber ein wenig enttäuscht, denn seine Piratin hatte gut 300 Jahre früher gelebt.

Lisa fiel der Name "Bertha" auf. So einen Namen hatte sie noch nie gehört. Aber Emilie kannte sie gut und sie freute sich sehr, denn so hatten sie ihre Hündin auch getauft.

Daniel fiel natürlich der Name seiner Mutter auf und dass er und seine Familie noch gar nicht auf dem Stammbaum verzeichnet waren.

Der Brief war mit einem Lebensbaum gesiegelt. Der Siegelring lag bei. Krista lachte laut vor Freude auf und erinnerte ihre Enkel an den Fund eines alten Briefes, der ebenfalls mit einem Lebensbaum gesiegelt war. In der Kurverwaltung List auf Sylt standen sie schon so oft vor dem Brief, haben ihn gelesen und sich gefragt, was damals wohl passiert ist.

Nachdem das Siegel des Briefes, welches schon orange statt rot war, gebrochen war, las Krista den Inhalt der darin liegenden Tagebuchseite vor: